Feuerwehrdienstleistungszentrum Goldener Grund
Feuerwehrdienstleistungszentrum Goldener Grund/Taunus
Leuchtturmprojekt in Hessen
Der erste Spatenstich für das Feuerwehr-Dienstleistungszentrum Goldener Grund/Taunus
Von Gundula Stegemann
Zum symbolischen Spatenstich auf dem Gelände der Firma Hölper Immobilien GmbH in der Liebigstraße in Bad Camberg waren zahlreiche Persönlichkeiten aller am Bau beteiligten Feuerwehren, Kommunen und Unternehmen erschienen. Bis Ende 2025 soll der Gebäudekomplex stehen. Die Baukosten betragen rund 5,9 Millionen Euro. Wenn die Feuerwehr vom Einsatz zurück zum Standort fährt, ist die Arbeit der Feuerwehrleute längst nicht getan, denn nun muss die gesamte Ausrüstung - Fahrzeuge, sämtliche Gerätschaften wie Schläuche, Atemgeräte sowie Bekleidung und vieles mehr - gereinigt, geprüft, gewartet, instandgehalten, wieder an seinen Platz geräumt, Verbrauchsmaterial beschafft und dokumentiert werden. Vieles muss geregelt und organisiert werden und all das muss nach bestimmten Standards geschehen, um Sicherheit und Einsatzbereitschaft zu gewährleisten – eine Angelegenheit, die viele ehrenamtliche Arbeitsstunden in Anspruch nimmt.
Um dies effektiv zu gestalten, haben sich die Stadt Bad Camberg und die Gemeinden Hünfelden, Selters im Taunus, Brechen und Weilrod im Hochtaunuskreis zu einer interkommunalen Zusammenarbeit zusammengeschlossen und eine gemeinsame Gesellschaft gegründet: die Feuerwehr-Dienstleistungszentrum gGmbH, die die Einrichtung betreibt.
Gewachsene Kooperation
Mit Weilrod im Hochtaunuskreis gibt es seit vielen Jahren eine erfolgreich gewachsene Kooperation, sodass man den Nachbarn selbstverständlich mit ins Boot nahm. Bau-Investor ist die Hölper Immobilien GmbH in Bad Camberg. „Mit dem Projekt sollen die Anschaffung von Geräten, Kleidung und Verbrauchsmaterial sowie die gemeinschaftliche Wartung, Instandhaltung und die damit verbundenen Verwaltungserfordernisse, wie Dokumentationen, gesetzlich vorgeschriebene Prüfintervalle erfüllt werden“, so Frank Groos (parteilos), kommissarischer Geschäftsführer der Betreibergesellschaft und Bürgermeister der Gemeinde Brechen. „Es geht neben der ökonomischen Komponente vor allem um die Entlastung von ehrenamtlich tätigen Feuerwehrkameradinnen und -kameraden, die diese Aufgaben für die beteiligten Kommunen mit insgesamt knapp 15.000 Stunden im Jahr in ihrer Freizeit für unsere Bevölkerung erledigen“, so Groos. Damit erreiche das Ehrenamt eine Belastungsgrenze, die in dieser Form dauerhaft nicht weiter strapaziert werden dürfe.
Daher unterstützen sich nun die fünf Kommunen mit insgesamt 33 Feuerwehren und fast 1000 Feuerwehrleuten gegenseitig und streben eine gemeinsame Lösung dieser kommunalen Pflichtaufgabe an. Groos bezeichnete das Dienstleistungszentrum in Hessen als ein Leuchtturmprojekt, weshalb auch die hessische Landesregierung diese Maßnahme und die interkommunale Zusammenarbeit mit rund 200.000 Euro fördert. Die für den Bau veranschlagten Kosten betragen einschließlich Mehrwertsteuer rund 5,9 Millionen Euro. Unterstützt wird das Projekt auch durch den Landkreis Limburg-Weilburg, den Hochtaunuskreis und den Landesfeuerwehrverband Hessen sowie selbstverständlich auch von allen Gremien der beteiligten Kommunen. „Wir freuen uns, dass das Projekt realisiert wird“, sagte Frank Groos. „Den von uns angebotenen Service wollen wir auch anderen Feuerwehren zur Verfügung stellen.“

4800 Quadratmeter großes Grundstück
Geplant ist, dass nach Fertigstellung des Feuerwehr-Dienstleistungszentrums Goldener Grund/Taunus drei Mitarbeiter in dem Gebäudekomplex ihre Arbeit aufnehmen. Michael Hamm vom Architekturbüro Hamm + Partner, das die Pläne zur Umsetzung entwickelt hat, stellte die Baumaßnahme vor und wies auf die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten sowohl in den Feuerwehren als auch in den Gemeinden und dem Bauherrn hin. Auf dem 4800 Quadratmeter großen Grundstück im Gewerbegebiet Bad Camberg entsteht seit Anfang Oktober ein Komplex mit drei Gebäudeteilen. In einem davon sind Verwaltungs- und Sozialräume sowie eine Kleiderkammer und ein Schulungsraum vorgesehen.
Im sogenannten Werkstattgebäude werden Arbeitsräume zur Reinigung, Pflege und Instandsetzung untergebracht, darunter eine Schlauch-, eine Atemschutz- und eine Funkwerkstatt sowie einen Bereich zur Kleiderpflege. Das dritte, unbeheizte Hallengebäude wird neben einer Durchfahrtsschleuse ein Hochregallager für Feuerwehr- und Katastrophenschutzbedarf beherbergen, eine Fahrzeughalle für einen Gerätewagen sowie entsprechende Logistik und eine Waschhalle für Einsatzfahrzeuge aller Art. „Wir freuen uns, dass es jetzt losgeht“, sagte Luna Hölper, Gesellschafterin der Hölper Immobilien GmbH. Bis Ende 2025 soll die Baumaßnahme abgeschlossen sein.
Bild: Beim symbolischen Spatenstich für das Feuerwehr-Dienstleistungszentrum Goldener Grund/Taunus in Bad Camberg griffen zahlreiche am Bau Beteiligte zum Spaten: Oliver und Michael Hamm (Architekturbüro Hamm + Partner), Stefan Jochetz (GBI Weilrod), Götz Esser (Bürgermeister Weilrod), Björn Schulz (GBI Selters), Ali Rembser (stellvertretender Stadtbrandinspektor Bad Camberg), Frank Groos (Bürgermeister Brechen), Silvia Scheu-Menzer (Bürgermeisterin Hünfelden), Daniel Rühl (Bürgermeister Bad Camberg), Jan Pieter Subat (Bürgermeister Selters im Taunus), Diethard Hofmann (Leiter Atemschutz, Feuerwehr Hünfelden), Michael Gläser (GBI Brechen), Maximilian, Luna (beide Gesellschafter der Hölper Immobilien GmbH), Nicole und Mathias Hölper (Geschäftsführer der Hölper Immobilien GmbH). - © Gundula Stegemann
Quelle: Nassauischen Neuen Presse
Update: Die Betreibergesellschaft für das Feuerwehrdienstleistungszentrum ist gegründet:

Update: Zwischenzeitlich haben die jeweiligen Parlamente dem Bau und Betrieb des Dienstleistungszentrums in Bad Camberg zugestimmt und die nächsten Schritte eingeleitet.
Bad Camberg/Brechen/Hünfelden/Selters(Taunus)/Weilrod. Fünf Kommunen, ca. 45.000 Einwohner, 219,35 Quadratkilometer mit 33 Ortsteilwehren, 92 Fahrzeugen, 252 Atemschutzgeräten und 921 Einsatzkräften. Ehrenamtlicher Brand- und Katastrophenschutz in Bad Camberg, Brechen, Hünfelden, Selters (Taunus) und Weilrod.

Bild: v.l.n.r.: Frank Groos, Bürgermeister Gemeinde Brechen, Jens-Peter Vogel, Bürgermeister Stadt Bad Camberg, Götz Esser, Bürgermeister Gemeinde Weilrod, Bernd Hartmann, Bürgermeister Gemeinde Selters (Taunus) und Silvia Scheu-Menzer, Bürgermeisterin Gemeinde Hünfelden.
Überkommunale Entlastung des Ehrenamtes durch Feuerwehr-Dienstleistungszentrum für die Kommunen Bad Camberg, Brechen, Hünfelden, Selters (Taunus) und Weilrod
Das Ehrenamt findet jedoch nicht nur dann statt, wenn die Feuerwehr ausrückt, sondern vieles geschieht im Hintergrund, sorgt aber für die Sicherstellung der Einsatzbereitschaft, Sicherheit, Kommunikation, das Überleben im Einsatz und nicht zuletzt für ein sicheres Heimkehren nach dem Einsatz. Die Aufgaben der Feuerwehren sind komplex und anspruchsvoll und fordern viel von den eingesetzten Kräften - Kräfte, mit denen es zu haushalten gilt. Viele Arbeiten erfolgen in vielen Feuerwehren in ähnlicher Weise, viele machen an vielen Orten das gleiche. Die Gerätewartung und Verwaltung sind Punkte, die sich bei einer Umfrage unter den Stadt- und Gemeindebrandinspektoren im Landkreis Limburg-Weilburg herauskristallisiert haben. Hiermit beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren der Arbeitskreis „Feuerwehr-Entlastung des Ehrenamtes“, woraus sich im Südkreis der der Arbeitskreis „IKZ Goldener Grund“ entwickelte.
Im Jahr 2019 ergaben sich so für die ehrenamtliche Tätigkeit für die Bereiche Gerätewartung, Kleiderkammer und Atemschutz alleine 14.700 Stunden (hierbei ist die teils ausgelagerte Atemschutz- und Kleiderwartung nicht mit inbegriffen). Im November 2019 kam es zum ersten Treffen des Arbeitskreises „IKZ Goldener Grund“ mit dem gemeinsamen Ziel, das Ehrenamt zu entlasten, dem sich die Nachbargemeinde Weilrod anschloss. Zwar war schnell klar, dass die Gerätewartung gebündelt erfolgen und zu einer Entlastung führen könnte, doch kann dies zentral oder dezentral erfolgen. Organisatorisch und finanziell wurde eine zentrale Lösung favorisiert - die positiven Erfahrungen anderer bereits in Betrieb befindlicher Zentren, Gespräche und Besuche verfestigten diese Marschrichtung. Der Austausch wurde mit Rüdesheim, Kandel und Nastätten geführt und das Fazit lies eine Zukunft für die angedachte Idee klar erkennen. Als mögliche Aufgaben für ein zu schaffendes Dienstleistungszentrum werden gesehen: Schlauchwäsche, Atemschutzwerkstatt, Kleiderkammer, Waschen von Einsatzkleidung, Prüfen von Messgeräten, Werkstatt für Wartungen und Inspektionen sowie eine Elektro- und Funkwerkstatt.
Das Votum des Arbeitskreises, bestehend aus den Bürgermeistern der fünf Kommunen, den Leitern der Feuerwehren (GBI/SBI) sowie die Kreisbrandinspektoren beider Landkreise und dem Ersten Kreisbeigeordneten Jörg Sauer (Landkreis Limburg-Weilburg), war klar für das Dienstleistungszentrum mit hauptamtlichen Kräften - ein klares Votum für eine interkommunale Zusammenarbeit. Allgemeinkosten und Investitionen gilt es zu minimieren, die ehrenamtlichen Zeug- und Gerätewarte entlasten bei gleichzeitiger wirtschaftlicher Auslastung der Werkstätten und gleichzeitigem selbstständigen Zutritt für alle rund um die Uhr. Für das herausragende Pilotprojekt der interkommunalen Zusammenarbeit freut man sich auf eine große Unterstützung durch das Land Hessen.
Hierdurch entsteht bei einer intelligenten Aufgabenverteilung der vor Ort nach wie vor extrem wichtigen und wertvollen Gerätewarte und dem Dienstleistungszentrum - ein Hol- und Bringservice zu kommunalen Regionallagern rundet das Konzept ab. Die aktuelle Raumplanung sieht hierbei für Werkstätten und Schleusen, Hallen und Lager, Verwaltungs- und Sozialbereich sowie den Außenbereich und Waschplatz rund 2.200 m² vor. 2020 erfolgte die Bereitstellung der Haushaltsmittel für die Machbarkeitsstudie, die bis Ende August diesen Jahres abgeschlossen sein wird, um dann die Fördermittel beim Land beantragen zu können. Je nach Liegenschaftseignung ist der Bezug eines bestehenden Objektes oder der Baubeginn eines neu zu schaffenden Objektes möglich im nächsten Jahr. Beim aktuellen Termin wurde nun der „Letter of Intent“, die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet: „Die Unterzeichnenden als Vertreter ihrer jeweiligen Kommune, im Folgenden Kooperationspartner genannt, erklären ihre Absicht, folgende Maßnahme im Rahmen einer interkommunalen Kooperation durchzuführen:
Konzept für den Aufbau eines gemeinsamen Feuerwehrdienstleistungszentrums „Goldener Grund / Taunus“
Es handelt sich um ein interkommunales Kooperationsprojekt der Kommunen Bad Camberg, Brechen, Hünfelden, Selters (Taunus) und Weilrod für den Aufbau eines Feuerwehrdienstleistungszentrums mit den Aufgaben:
- Prüfung, Wartung und Instandsetzung sämtlicher Atemschutzgeräte nach den gültigen Vorschriften, den gesetzlichen Bestimmungen, den geltenden Herstellerangaben und den erlassenen Dienstanweisungen,
- Reinigung der kompletten Einsatzkleidung nach den gültigen Vorschriften und Pflegeanleitungen der Hersteller,
- Prüfung, Wartung und Pflege sämtlicher Feuerlöschschläuche,
- Beschaffung
- Bei Bedarf können weitere zusätzliche Aufgaben vereinbart werden.
Der Standort des Feuerwehrdienstleistungszentrums soll sich im Gebiet der Stadt Bad Camberg befinden.
Die Kooperationspartner erklären ihre Bereitschaft, sich finanziell in einem noch zu bestimmenden Verteilungsschlüssel in das Kooperationsprojekt einzubinden. Im Haushaltsjahr 2021 sollen jeweils 20.000 € für Planungskosten eingestellt werden.
Ziel soll sein, im Jahre 2021 ein Konzept, inklusive Planung, Kostenschätzung und Kostenverteilung, für den Bau und den Betrieb des gemeinsamen Feuerwehrdienstleistungszentrums zu erstellen und den jeweiligen Parlamenten zur Beschlussfassung vorzulegen.“
Unterzeichnet von: Jens-Peter Vogel, Bürgermeister Stadt Bad Camberg, Frank Groos, Bürgermeister Gemeinde Brechen, Silvia Scheu-Menzer, Bürgermeisterin Gemeinde Hünfelden, Bernd Hartmann, Bürgermeister Gemeinde Selters (Taunus) und Götz Esser, Bürgermeister Gemeinde Weilrod.
Quelle: https://kreisfeuerwehrverband.net/menukfvaktuelles/14967-feuerwehr-dienstleistungszentrum-29-04-2021.html